Benjamin Bergmann (DE), Stefanie Bühler (DE), John Cage/David Tudor (US), Maartje Fliervoet (NL), Pascal Gingras (CA), Marja Kanervo (FI), Maria Brigita Karantzi (GR), Nina Katchadourian (US), Elysa Lozano (US), Julien Maire (FR), Luisa Mota (PT), Julius Popp (DE)

Ob die Natur, der Sternenhimmel, ein Buch oder unser Miteinander: Ordnung und Unordnung, Bestimmtheit und Unbestimmtheit sind unserer Welt zueigen. Während die Bestimmtheit den Willen der Natur zur Ordnung widerspiegelt, entziehen sich ungeordnete Zustände der Beschreibung durch Gesetze und vermitteln Unbestimmtheit. Diese Unbestimmtheit tritt uns wie ein Schatten aus allen Winkeln der Welt entgegen. Je mehr wir investieren, um sie auszuschließen - z.B. im Klimaschutz oder in der Arbeitslosen- oder Gesundheitsversicherung - desto mehr gewinnt sie an Bedeutung, desto mehr stellen wir fest, wie wenig dies zuweilen nützt. Voraussagen waren einmal vom Mythos dominiert. Die modernen Wissenschaften können sich von ihm nicht frei machen und müssen sich oft mit der Berechnung von Wahrscheinlichkeiten begnügen, obwohl in technischen, berechenbaren Systemen eine klare Kausalität von Ursache und Wirkung als Grundlage für Regeln und Ordnungen vorherrscht. Auch in sozialen Gebilden verursachen wir oft Ereignisse, die den klassischen kausalen Ansätzen das Genick brechen, bis hin zum Zufall, der bekanntesten Form der Unbestimmtheit.

Dennoch ist der geschickte Umgang mit der Unbestimmtheit die Grundlage für die Bewältigung heutiger und künftiger Aufgaben, denn sie kann weder aus dem Leben getilgt noch aus dem Universum eliminiert werden. Im Gegenteil: jene ureigene, unzerstörbare Kerneigenschaft der Welt mathematisch zu beschreiben und bewerten, ist Gegenstand intensivster Anstrengungen, denn eine Niederlage von heute kann aufgrund der Unbestimmtheit zu einem Gewinn von morgen werden. Über Begriffe wie Angst oder Freiheit wirkt sich Unbestimmtheit auf unseren Alltag aus, in der Unbestimmtheit wie auch in der Kunst ist unsere Freiheit gefordert. Für Künstler (und Wissenschaftler) ist die Unbestimmtheit sogar Voraussetzung und Gegenstand - im Arbeitsprozess, in der Dokumentation des Realen, in der „Regellosigkeit“, in der Entwicklung neuer Regeln. So wie der Lauf der Dinge niemals vollständig bestimmt sein wird, ist auch jenes Irritierende, Poetische, Undeutliche, mit dem uns ein Kunstwerk berührt, oft kaum zu benennen. Was bedeutet also Unbestimmtheit? Woher kommt sie? Kann man sie abbilden, Nutzen aus ihr ziehen? Und darf nicht zuletzt der Balanceakt zwischen Unbestimmtem und Ordnungsmomenten im künstlerischen Werk als Sinnbild gelten für das, was wir Lebenskunst nennen? Dreizehn Künstler befragen uns. Wir wissen die Antwort nicht.

Unterstützt durch: