Technokrat*innen

2. Februar bis 28. März 2024

bücking&kröger, Stefan Eichhorn, Fabian Reimann, Florian Rynkowski

English text below

DE Bei Technokratie könnte man an eine gesteigerte Form von Bürokratie denken, die alles verhindert. Tatsächlich war die Technokratie eine sehr lebendige Utopie. Etwa zur selben Zeit wie das Bauhaus gegründet, startete die Technokratie-Bewegung 1920 in New York. Über ganz Nordamerika breitete sich diese soziale Utopie aus, deren Gedanken bis heute Diskussionen aufwerfen: Alle Belange des Lebens sollten von Expert:innen übernommen werden. Die Machthabenden sollten von Ingenieur:innen und Wissenschaftler:innen abgelöst werden. Politiker:innen, die Entscheidungen zum Machterhalt treffen, würden der Bevölkerung mehr schaden als nützen. Ökonomie sollte an die Stelle des Haifisch-Kapitalismus treten. Es sollte ein weltweites bedingungsloses Grundeinkommen geben, vier Tage Arbeit in der Woche. Leistungen und Produkte der Menschen sollten ihren Wert durch den Energieaufwand ihrer Herstellung bekommen. Energie sollte der Indikator für alles werden. Folglich sollte Geld abgeschafft werden. Mit diesen und weiteren großen Zielen wuchs die Anhänger:innenschaft der Technokratie. Mit der großen Rezession und dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich in den USA nach 1945 die Atomphysik und die Kybernetik zu den leitenden wissenschaftlichen Zweigen. Sie wurden politisch und militärisch als unvermeidbar eingestuft. Im Pragmatismus gerieten die Ideen der Technokratie in Vergessenheit.

Für diese Ausstellung rekonstruierte ein interdisziplinäres Team von Künstler:innen aus Tanz, bildender Kunst und Musik das heute nahezu unbekannte Bühnenstück „technocrats“. Darin wurden Bewegungen, denen Analysen von Arbeitsprozessen zugrunde lagen, zu einer Choreografie entwickelt. Die Dokumentation der Aufführung ist weitestgehend verloren gegangen. Aus den Materialien zu Choreografie, Musik, Kostüm und Bühnenbild wurde das Stück rekonstruiert. Dieses Material wurde hier erstmals präsentiert.

EN Technocracy was a significant social utopia in Northern America during the early 20th century. Many demands of Technocracy Inc., founded in New York in 1920, seem even more relevant today than back then: unconditional basic income, 4-day week, prosperity for all, widespread resource-conservation, abolition of money.

This exhibition reconstructs the now almost unknown stage play „technocrats“ from the few surviving materials: choreography, music, costume and stage design. One can see how movements based on the analyses of contemporary work processes were transformed into choreography.

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