Gegen den Strich ziehen

Im Rahmen eines Austauschprojekts zwischen Akademie Schloss Solitude (Stuttgart) und der HALLE 14 (Leipzig) arbeiten der Architekt und Comickünstler Samir Harb aus Ramallah und der Leipziger Künstler Danny Wagner zusammen. Zum Abschluss ihres gemeinsamen Aufenthalts in Leipzig stellten die zwei ihre Arbeitsweisen in einem Künstlergespräch vor. Trotz ihrer unterschiedlichen Hintergründe, Herkunft und Werke teilen die beiden Künstler, dass sich ihre Arbeiten, denen komplexe, historische und kartographierende Recherchephasen vorausgehen, um das Medium der Zeichnung drehen. Während Harb seine Recherchen in Comiczeichnung und Graphic Novels verdichtet, bearbeitet Wagner die Papierbögen mit Graphit so intensiv, das sie skulptural werden.

In „Introduction to [Arch]comicology“ untersucht Samir Harb die architektonischen Veränderungen in Ramallah. Wie ein Archäologe bringt er die sich in der Stadt sedimentierenden Schichten verschiedener politischer Epochen und Ereignisse ans Licht. Diese urbanen Transformationsprozesse werden Gegenstand eines Comicromans, in dem sich die Geschichten der Protagonisten in diesen produzierten Geografien entfalten.

Danny Wagner untersucht in Zeichnung, Installation und Konzeptkunst umfassenden Werkkomplexen, wie sich Geographisches und Politisches in historischen Ereignissen überlappen. Seine aktuelle Serie „Islands“ widmet sich westlichen Vorstellungen vom Paradies. Dabei deutet sich jedoch an, dass Inseln vielmehr geografische Resultate von Bürgerkriegen, Kämpfen um natürliche Ressourcen, Unfällen und Katastrophen sind.

Im Nach- und Neuzeichnen der Realität hinterfragen beide Künstler die Konstrukte, Erzählungen und Bilder, die unser alltägliches Weltverständnis prägen. Dadurch eröffnet sich ein Moment der Autonomie und in der Abkopplung aus allen politischen Hierarchien die Möglichkeit von Gegenerzählungen.

Weitere Informationen unter:
www.akademie-solitude.de und www.danny-wagner.com 

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