DDR, MULTIKULTURELL
Mittwoch, 23. Mai 2018, 19 Uhr
Vorführung des Films „Past, Present, Tense“ (Christa Joo Hyun D'Angelo, 32 min, 2014/15, Deutsch mit englischen Untertiteln) und anschließendem Künstlergespräch mit Christa Joo Hyun D'Angelo (Künstlerin, Berlin), Malte Wandel (Künstler, München) und Katrin Winkler (Künstlerin, Berlin)
Im Fokus der Ausstellung „Requiem for a Failed State“ stehen die Nachwirkungen des verschwundenen Staates DDR auf die Gegenwart – sowohl in familiären als auch in internationalen Dimensionen. Es wird heute häufig vergessen, dass die DDR nicht nur eine in sich geschlossene Diktatur, sondern auch ein Staat mit internationalen Beziehungen war. Ihr Verschwinden betrifft also nicht nur Ost- und Westdeutsche, sondern auch Menschen weltweit. Zum Beispiel haben zehntausende Vertragsarbeiterinnen und –arbeiter unter anderem aus Vietnam, Mosambik und Kuba einen Teil ihres Lebens in der DDR verbracht. Die meisten sind nach der Wende wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt, einige sind geblieben – oft der ausländerfeindlichen Pogromstimmung der 1990er trotzend.
„Wenn du die Zukunft und die Gegenwart verstehen möchtest, dann musst du dir die Vergangenheit anschauen,“ heißt es im Film der US-amerikanischen Künstlerin Christa Joo Hyun D'Angelo, der die Frage deutscher Identität und ihrer Beziehung zum Rassismus der Vergangenheit und Gegenwart untersucht. Der Film „Past, Present, Tense“ lässt Afrodeutsche, Kinder vietnamesischer Vertragsarbeiter und andere Deutsche mit minoritären Identitäten zu Wort kommen. Sie erzählen von ihren Erfahrungen des Aufwachsens in Deutschland, von Alltagsrassismus und ihre Perspektive auf die deutsche Geschichte, die bis heute ihre koloniale Vergangenheit verleugnet.
Ergänzt wird dieser Film durch die Positionen, die die Künstler Malte Wandel und Katrin Winkler in der Ausstellung „Requiem for a Failed State“ präsentieren. Malte Wandel hat sich in langjährigen Fotorecherchen mit dem Schicksal der mosambikanischen Vertragsarbeiter in der DDR und ihren Kindern auseinandergesetzt. Als „Madgermanes“ (etwa: „die, die wie die Deutschen sind“) leben sie meist in uns kaum vorstellbarer Armut in Mosambik und demonstrieren bis heute wöchentlich dafür, den Großteil des Lohns für ihre Arbeit in der DDR zu erhalten, der ihnen bis heute nicht ausgezahlt wurde.
Die Filmemacherin Katrin Winkler hat sich mit sogenannten „ehemaligen DDR-Kindern von Namibia“ auf die Spurensuche nach der kolonialen Vergangenheit Windhoeks und Namibias gemacht. Die Videoinstallation „towards memory“ erzählt die Geschichte ihrer Kindheit in der DDR, wo sie zur Elite eines unabhängigen Namibias ausgebildet werden sollten, und begleitet mit der Kamera die 25-Jahrfeier der Unabhängigkeit und das jährliche Reenactment, mit dem die Herero und Nama in Okahandja an den Genozid an ihren Vorfahren durch die deutschen Kolonialtruppen 1904 bis 1908 erinnern.
Weitere Informationen unter www.christajdangelo.com, www.maltewandel.de und www.katrin-winkler.com