FÜR MANUEL DIOGO (1963 - 1986)

Lesung mit Max Annas (Schriftsteller, Berlin) und eine Diskussion mit Salmina Guivala (Medizinstudentin, Leipzig) und Naomi Lwanyaga (Referentin für Migrationspädagogik, Leipzig)Di,

30. Juni 2020, 19 Uhr

Seit unserer Ausstellung „Requiem for a Failed State“ (2018), die sich mit dem Fortwirken von DDR-Hinterlassenschaften auf die Gegenwart aus der Perspektive junger Künstler*innen kritisch auseinandersetzte, erinnern vier Straßenschilder in unserer Industriehalle an Joao Manuel Diogo, Delfin Guerra, Raul Paret und Carlos Conceicao. Alle vier Personen waren als Vertragsarbeiter in die DDR gekommen und wurden hier aus rassistischen Motiven ermordet.

„Am 30. Juni 1986 bringt (Ibraimo) Alberto seinen Freund (Joao Manuel) Diogo zum Berliner Ostbahnhof. Zusammen hatten sie das Wochenende verbracht, mit Freunden Fußball gespielt, bis in den Morgen getanzt. Diogo muss zurück nach Dessau in sein Wohnheim. Wenige Tage später erfährt Alberto, dass sein Freund Dessau nie erreicht hat. Sie habe Manuels Leiche auf der Bahnstrecke gefunden, teilt ihm die Polizei mit. Sie sei zerstückelt gewesen, die einzelnen Körperteile über Kilometer verteilt. Neonazis hätten Manuel zusammengeschlagen, ihn an einen Strick gebunden und ihn aus dem Fenster gehängt. Die Polizei kann zwar die Täter festnehmen, in der Öffentlichkeit wird der Fall nicht erwähnt.“
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.07.2017)

In seinem Kriminalroman „Morduntersuchungskommision“ (2019) nimmt Max Annas Diogos gewaltsamen Tod zum Anlass die DDR-Gesellschaft jenseits von Klichees zu beschreiben. In Gedenken an Manuel Diogo liest Max Annas aus seinem Roman und stellt den im Juni erscheinenden zweiten Teil „Morduntersuchungskommission: Der Fall Melchior Nikoleit“ (2020) vor.

Naomi Lwanyaga ist Referentin für Migrationspädagogik am Pädagogischen Institut München. Sie hält Workshops zu den Themen Rassismus und Sexismus und bringt als Moderatorin Podium und Publikum zusammen. Derzeit studiert sie Global Studies zwischen Leipzig, Gent und Addis Abeba. Salmina Guivala ist Medizinstudentin im 6. Jahr, Doktorandin im Bereich der Kardiologie und Studentische Hilfskraft im Herzzentrum Leipzig. Als Woman of Color in der Medizin liegt es ihr am Herzen, Missstände und Diskriminierung insbesondere in der Medizin aufzudecken und aktiv zu bekämpfen. Beide haben die Black-Lives-Matter-Demonstration in Leipzig mitorganisiert. In einem Input sprechen sie über aktuelle Formen von Rassismus in unserer Gesellschaft.