Is Language Wordless

On Poetry and AI

Lecture, Performance & Symposium
Sa/Sat, 23.03.2024,
16 Uhr bis 19:15 Uhr/
4 to 7:15 p.m.

Die Veranstaltung fand in englischer Sprache statt. / This event was held in English.

mit/with Asia Bazdyrieva (researcher & writer, DE), Yevgenia Belorusets (artist & writer, DE/UA), Maxime Garcia Diaz (poet, NL), Metahaven (artist collective, NL), Eugene Ostashevsky (poet & translator, DE/US)

See English information below

Deutsch

Im Jahr 2023 veröffentlichte OpenAI, das Unternehmen, das ChatGPT entwickelte, eine Liste menschlicher Berufe, die seiner Meinung nach durch den Aufstieg der künstlichen Intelligenz (KI) gefährdet sind. Ganz oben auf der Liste der bedrohten Berufe standen Dichter:innen. Kann also eine rechnerisch optimierte Methode zur Verkettung von Worten – etwa ein Large Language Model – Gedichte schreiben oder verstehen? Für ein Large Language Model mag das keine Rolle spielen, solange das Ergebnis mit seinen Zielvorgaben übereinstimmt. Als soziale und weltumspannende Technologien mit transformativen Auswirkungen haben Large Language Modelle bereits begonnen, ihre Ergebnisse absichtlich oder versehentlich mit von Menschen geschaffener Kunst oder Literatur zu verschmelzen.

Dichter:innen und Drehbuchautor:innen betonen oft ein Verständnis von Poetik aus der Situation heraus, als körperliche Erfahrung. Doch künstliche Intelligenz weist woanders hin. Aber wo genau? Der Aufstieg der KI in der Kunst wirft – mit neuer Dringlichkeit – viel ältere Fragen zu Erfahrung, Kreativität, Urheberschaft und letztendlich zur Sprache selbst auf. Aber KI beantwortet diese Fragen anders als die Fragenden einst bezweckten. Es geht um etwas anderes, das mehr mit Mathematik als mit Worten zu tun hat. Wie könnte KI die Zukunft des Schreibens beeinflussen?

Die Veranstaltung „Is Language Wordless“ umfasste Vorträge und Lesungen von Asia Bazdyrieva (Wissenschaftlerin & Autorin), Yevgenia Belorusets (Künstlerin & Autorin), Maxime Garcia Diaz (Lyrikerin), Eugene Ostashevsky (Dichter & Übersetzer) und des Kunstkollektivs Metahaven. Ihre Arbeiten überschneiden sich in den Bereichen materieller Kultur, Technologie, Politik und Übersetzung. Sie boten dem Publikum einen Ausgangspunkt, sich mit Fragen über die aktuelle und zukünftige Beziehung zwischen Rechenleistung und körperlicher Erfahrung in der Poetik auseinanderzusetzen.

Sprecher:innen

Asia Bazdyrieva ist Wissenschaftlerin und Autorin mit einem Hintergrund in Kunstgeschichte und analytischer Chemie. Derzeit ist sie assoziiertes Mitglied des Critical Media Lab Basel und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Medien der Bauhaus-Universität Weimar. Mit ihren Texten und ihrer künstlerischen Forschung trägt sie zur Medientheorie, zur Wissenschafts- und Technologieforschung sowie zur visuellen Kultur bei. In den letzten Jahren lag ihr Fokus auf der Beziehung zwischen soziotechnischen Vorstellungen sowie Körpern und Ländern, die als Ressourcen dargestellt werden. In den Jahren 2018 bis 2022 war Bazdyrieva Mitautorin von Geocinema, einem Dokumentarfilmprojekt, welches die Infrastrukturen für die Erdbeobachtung als koproduzierende Formen des Kinos untersuchte. Geocinema wurde für den Preis der Schering Stiftung für künstlerische Forschung (2020) und den Goldenen Schlüssel beim Kasseler DokFest (2021) nominiert. Bazdyrieva war von 2015 bis 2017 Fulbright-Stipendiatin an der City University of New York (CUNY).

Yevgenia Belorusets ist eine Künstlerin und Autorin, die in Berlin und teilweise Kyjiw lebt und arbeitet. Sie ist Gründerin und Herausgeberin von „Prostory“, einer Zeitschrift für Literatur und Kunst, sowie Mitglied der Kurator:innengruppe „Hudrada“. Sie arbeitet mit Fotografie und anderen Medien an der Schnittstelle von Kunst, Literatur und sozialem Aktivismus. Ihre fotografische Arbeiten lenken die Aufmerksamkeit auf die verletzlichen Bereiche der ukrainischen Gesellschaft – wie queere Familien, arbeitslose Bergarbeiter:innen, Roma sowie Menschen, die im Kriegsgebiet im Osten der Ukraine leben. Ihre Werke wurden im Ukrainischen Pavillon auf der 56. und 59. Venedig-Biennale gezeigt. „Glückliche Fälle“ (2019), ihr erstes literarisches Werk, wurde 2020 mit dem Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt Berlin ausgezeichnet. Für ihre Arbeit an „Anfang des Krieges. Tagebücher aus Kyjiw“ erhielt sie 2022 den Sonderpreis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung und den Horst-Bingel-Preis für Literatur. Seit dem 24. Februar 2022 dokumentiert sie die Invasion Russlands in der Ukraine umfassend.

Maxime Garcia Diaz ist eine Dichterin aus Amsterdam. Sie studierte Literatur und Kulturanalyse an der Universität von Amsterdam. Ihre erste Gedichtsammlung „Het is warm in de hivemind“ (De Bezige Bij, 2021) wurde mit dem C. Buddingh‘-Preis 2022 für den besten Debütband ausgezeichnet. 2019 war sie die Gewinnerin der Slam-Poetry-Meisterschaft der Niederlande. Derzeit absolviert sie einen Masterstudiengang in Kreativem Schreiben am renommierten Writers‘ Workshop der Universität von Iowa.

Metahaven ist ein in Amsterdam ansässiges Kunstkollektiv, das in den Bereichen Film, Schreiben und Design arbeitet. Zu Metahavens Filmen gehören „Capture“ (2022), „Chaos Theory“ (2021), „Hometown“ (2018) und „Information Skies“ (2016). Zu ihren Büchern zählen „Digital Tarkovsky“ (2018) und „Uncorporate Identity“ (2010, herausgegeben mit Marina Vishmidt). Ihr neues Buch über die zukünftige Rolle der Betrachter:innen in der Kunst erscheint im Frühjahr 2025 bei Verso. Metahaven präsentierte unter anderem Einzelausstellungen im MoMA PS1 in New York City, im Guggenheim Museum Bilbao, im Institute of Contemporary Arts London, im Stedelijk Museum Amsterdam und im Yerba Buena Center of Arts in San Francisco, im Asakusa in Tokio, im Izolyatsia in Kyjiw, im e-flux in New York City, im Tick Tack in Antwerpen und im State of Concept Athen. Sie nahmen an zahlreichen Gruppenausstellungen z.B. im Artists Space in New York City, im Museum of Modern Art Warschau, im S.A.C. The Arts Centre in Bangkok sowie an der Gwangju Biennale, der Sharjah Biennale und der Busan Biennale teil. Metahaven sind künstlerische Berater an der Rijksakademie, als Forscher beim Thinktank Antikythera angegliedert und leiten den Masterstudiengang Geo-Design an der Design Academy Eindhoven.

Eugene Ostashevsky ist ein englischsprachiger Dichter und Übersetzer, dessen Schriften aufgrund ihres Schwerpunkts auf sprachlichem Facettenreichtum und Selbstbewusstsein als „translingual“ beschrieben werden. Seine „Feeling Sonnets“ (Carcanet und NYRB Poets, 2022) untersuchen, welche Auswirkungen das Sprechen einer fremden Sprache auf Emotionen, Erziehung und Identität hat. In einem früheren Buch, „Der Pirat, der von Pi den Wert nicht kennt“ (2017), werden Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Piraten und Papageien erörtert. Die deutsche Übersetzung von Uljana Wolf und Monika Rink wurde mit dem Internationalen Lyrikpreis der Stadt Münster ausgezeichnet. Als Übersetzer ist Ostashevsky vor allem für seine Ausgaben russischer Avantgardetexte bekannt, darunter „OBERIU: An Anthology of Russian Absurdism“ (Northwestern UP, 2006) und Aleksandr Vvedenskij „An Invitation for Me to Think“ (mit Matvei Yankelevich; NYRB Poets, 2013). Ostashevskys Gedichte und Übersetzungen wurden in „Best American Poetry“ und vielen großen Zeitschriften veröffentlicht und er ist Professor an der New York University.

English

In 2023, OpenAI, the company developing ChatGPT, published a list of human professions that it predicts as endangered by the rise of artificial intelligence (AI). Topping the list of threatened vocations were poets. So, does a computationally optimized method for concatenating words—such as a Large Language Model—produce or understand poetry? For the Large Language Model, this may not matter as long as it output is aligned with its objectives. But as social and planetary technologies with transformative effects, Large Language Models have already entered a territory where their outputs are either intentionally or accidentally conflated with human-made art or literature.

Poets and screenwriters often emphasize embodied and situated understandings of poetics. Yet artificial intelligence points somewhere else. But where exactly? The rise of AI in art pushes—with new urgency—much older questions about experience, creativity, authorship, and ultimately, language itself. But AI answers these questions in a way that seems alien to where they once came from. Something else is at stake, more to do with math than with words. How might AI affect the future of writing?

“Is Language Wordless” consisted of talks and readings by Asia Bazdyrieva, Yevgenia Belorusets, Maxime Garcia Diaz, Eugene Ostashevsky, and Metahaven. Their work, intersecting with material culture, technology, politics, and translation, provides a starting point for the audience to engage with a larger question about the relationship, now and in the future, between computation and embodied poetics.

Speakers

Asia Bazdyrieva is a researcher and writer with a background in art history and analytical chemistry. She is currently an associate member of the Critical Media Lab Basel and research fellow at the Faculty of Media at the Bauhaus University of Weimar. She produces writing and artistic research, contributing to media theory, Science and Technology Studies, and visual culture. In recent years her focus has been on the relation between sociotechnical imaginaries and bodies and lands that are rendered as resource. From 2018 to 2022 Bazdyrieva co-authored Geocinema—a documentary-led project that explored the infrastructures for Earth observation as co-producing forms of cinema. Geocinema has been nominated for the Schering Stiftung Award for Artistic Research (2020), and the Golden Key prize in the Kassel film festival (2021). Bazdyrieva was a Fulbright Fellow from 2015 to 2017 in The City University of New York (CUNY).

Yevgenia Belorusets is an artist and writer living and working in Berlin and partly Kyiv. She is a founder and editor of “Prostory”, the journal for literature and art, and a member of the curatorial group “Hudrada”. She works with photography and other forms on the intersection of art, literature, and social activism. Her photographic work calls attention to the more vulnerable sections of Ukrainian society—queer families, out-of-work coal miners, the Roma, people living in the war zone in the East of Ukraine. Here art works were shown in the Ukrainian pavilion at the 56th and 59th Venice Biennale. “Lucky Breaks”, her first work of fiction, was given a 2020 HKW International Literature Award in Germany. For her work on “Kyiv Diary” she received 2022 Schering Stiftung Special Award for Artistic Research and Horst Bingel Prize for Literature. She has been documenting full-scale Russia’s invasion of Ukraine since February 24, 2022.

Maxime Garcia Diaz is a poet from Amsterdam, the Netherlands. She studied literature and cultural analysis at the University of Amsterdam. Her debut poetry collection “Het is warm in de hivemind”  (De Bezige Bij, 2021) was awarded the 2022 C. Buddingh’ Prize for Best First Collection. She was also the winner of the 2019 National Slam Poetry Championship of the Netherlands. She is currently pursuing an MFA in Creative Writing at the renowned Writers’ Workshop at the University of Iowa.

Metahaven is an Amsterdam-based artist collective working in filmmaking, writing, and design. Metahaven’s film works include “Capture” (2022), “Chaos Theory” (2021), “Hometown” (2018) and “Information Skies” (2016). Their books include “Digital Tarkovsky” (2018), and “Uncorporate Identity” (2010, edited with Marina Vishmidt). Their new book on the future of the beholder’s share in art is out with Verso in Spring 2025. Metahaven has presented solo exhibitions at MoMA PS1 in New York City, Guggenheim Museum Bilbao, Institute of Contemporary Arts London, Stedelijk Museum Amsterdam, Yerba Buena Center for the Arts in San Francisco, Asakusa in Tokyo, Izolyatsia in Kyiv, e-flux in New York City, Tick Tack in Antwerp, and State of Concept Athens, among others. They participated as well in group exhibitions at the Artists Space in New York City, the Museum of Modern Art Warsaw, the Gwangju Biennale, the Sharjah Biennial, the Busan Bienniale, S.A.C. The Arts Centre in Bangkok, and many others. Metahaven are artistic advisors at Rijksakademie, affiliate researchers at the thinktank Antikythera, and heads of department of Geo-Design MA at Design Academy Eindhoven.

Eugene Ostashevsky is an English-language poet and translator whose writing is described as “translingual” because of its focus on linguistic multiplicity and self-awareness. His “Feeling Sonnets” (Carcanet and NYRB Poets, 2022) examine the effects of speaking a non-native language on emotions, parenting, and identity. An earlier book, “The Pirate Who Does Not Know the Value of Pi” (NYRB Poets, 2017), discusses communication difficulties between pirates and parrots. Its German translation by Uljana Wolf and Monika Rink won the City of Münster International Poetry Prize. As translator, Ostashevsky is best known for his editions of the Russian avant-garde, such as “OBERIU: An Anthology of Russian Absurdism” (Northwestern UP, 2006) and Alexander Vvedensky’s “An Invitation for Me to Think” (with Matvei Yankelevich; NYRB Poets, 2013). His poetry and translations have appeared in “Best American Poetry” and many major periodicals, and he is a professor at New York University.

 

Diese Veranstaltung war Teil des Programms „alles außer flach. Kultur aus den Niederlanden“ des diesjährigen Gastlandes der Buchmesse 2024, dem Königreich der Niederlande. / This event was part of “alles außer flach. Kultur aus den Niederlanden,” the program of the Netherlands as a guest country at the Leipzig Book Fair 2024.

Gefördert durch / Funded by the German Federal Cultural FoundationGefördert von / Funded by the Federal Government Commissioner
for Culture and the Media

Gefördert durch / Funded by