Mark Lombardi
Kunst und Konspiration
Mittwoch, 4. Juli 2012
Luru Kino, Leipziger Baumwollspinnerei, Spinnereistr. 7, 04179 Leipzig
Eintritt: 5 Euro
Film (DE 2012, 79 min, OmU) und anschließendes Gespräch mit Mareike Wegener (Regisseurin)
Seit den frühen 1990er Jahren arbeitete der Künstler Mark Lombardi an einer Reihe von großformatigen Zeichnungen: detaillierte, handgefertigte Diagramme, die er „Narrative Structures“ nannte. Kreise, Pfeile und Linien verbinden Namen miteinander, Achsen geben den Zeitverlauf an. Aus der Distanz betrachtet fügen sich diese reduzierten Formen wie ein Spinnennetz zu einem ästhetischen Ganzen zusammen. Erst aus der Nähe entfaltet sich ihre eigentliche Brisanz. Was Lombardi in diesen verwobenen Grafiken veranschaulicht, ist die faktentreue und verstörende Nachempfindung großer Wirtschaftsskandale, politischer Verstrickungen, Verschwörungen und Verbrechen auf globaler Ebene. Auf der dOCUMENTA (13) in Kassel ist momentan seine Zeichnung „BCCI-ICIC & FAB“ (1972–1991) zu sehen, für die sich selbst das FBI nach den verheerenden Terroranschläge vom 11. September 2001 interessierte. Sie zeigt detaillierte Informationen über die Verbindung zwischen dem US-Bankensystem und Al Qaida.
Der Künstler selbst kann zu diesem Zeitpunkt keine Auskunft mehr zu seinen Recherchen geben. Seine Leiche hatte man im Jahr zuvor in seinem New Yorker Atelier gefunden. Die offizielle Todesursache lautete Selbstmord, aber der Verdacht, dass es sich bei seinem Tod um eine Verschleierungstat der Geheimdienste handelte, konnte bis heute nicht ausgeräumt werden. Lombardis Schicksal zeigt, wie viel Macht in Informationen steckt und welche Gefahren sie bergen.
Die Autorin und Regisseurin Mareike Wegener hat mit Künstlern, Kunsthistorikern, Lombardis Galeristen, aber auch mit Freunden und seiner Familie gesprochen. Der Film bietet ein spannendes Künstlerporträt, das zeigt, wie Lombardis Werke entstanden sind und was sie bewirken. Mareike Wegner sprach nach der Filmvorführung über ihren Film und beantwortete Fragen des Publikums.
Eine Veranstaltung im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Mit krimineller Energie - Kunst und Verbrechen im 21. Jahrhundert“ und in Kooperation mit demLuru Kino.
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