VERANSTALTUNGEN ZUM TAG DER ARCHITEKTUR

LUXUS DER LEERE

Führung durch das Kunstzentrum HALLE 14 mit Kim Wortelkamp (quartiervier)

24. Juni 2017, 14 Uhr

Zwischen 2007 und 2012 wurde die denkmalgeschützte ehemalige Spinnereihalle Nummer 14 durch das Leipziger Architekturbüro quartiervier mit dezenten baukünstlerischen Maßnahmen zu einem Schauplatz, Denkraum und Kommunikationsort für zeitgenössische Kunst umgestaltet, sodass nichts von der Sprödigkeit des Industriecharakters verloren ging. Diese architektonische Strategie wurde 2012 mit dem Hieronymus-Lotter-Preis für Denkmalpflege und 2015 mit der Anerkennung zum Sächsischen Staatspreis für Baukultur ausgezeichnet.

Unser Architekt Kim Wortelkamp nimmt Sie auf einen Rundgang durch die beeindruckenden Gründerzeithallen und erläutert seine Strategie der Rezeption von Geschichte in die architektonischen Entscheidungen, die einem zeitgemäßen Gebrauch durch Kunst und Künstler gleichzeitig gerecht werden sollen.


UNFINISHED SPACES

Filmvorführung der Dokumentation (2011, 86 min, Spanisch und Englisch) von Alysa Nahmias und Benjamin Murray (US)

24. Juni 2017, 16 Uhr

DEUTSCH

Kubas ambitioniertes Projekt der Instituto Superior de Arte (ISA) wurde von den drei Architekten Roberto Gottardi, Ricardo Porro und Vittorio Garratti kurz nach Fidel Castros Revolution entworfen. Vernachlässigt und fast vergessen gilt die Kunstakademie als architektonisch visionäres Meisterwerk. Die Dokumentation »Unfinished Spaces« der Regisseure Alysa Nahmias und Benjamin Murray zeigt neben Interviews mit den Architekten und vieler anderer Beteiligter auch private Filmaufnahmen von Fidel Castro. Der Film veranschaulicht das Ringen und die Leidenschaft aller Beteiligten, ein international mithaltendes Schaufenster für die Künste in Havanna zu schaffen.

1961 beauftragten er und Che Guevara die drei jungen, visionären Architekten, Kubas Instituto Superior de Arte auf dem Grund des ehemals exklusivsten Golfclubs Havannas zu errichten. Ihr radikaler Entwurf »kann als einer der wenigen Versuche in der kubanischen Geschichte betrachtet werden, eine Architektur zu schaffen, die nicht auf koloniale und fremde ideologische Einflüsse reagiert« (Felipe Dulzaides und Antonio Eligio »Tonel«).

Die Umsetzung der fünf Gebäudeensembles für die Bereiche Moderner Tanz, Ballet, Musik, Theater und Bildende Kunst begann umgehend, sodass schon während des Bauprozesses die ersten Fachklassen in die Schule einzogen. Doch aus dem Traum der kubanischen Revolution wurde schnell Realität, die Bauarbeiten wurden plötzlich gestoppt und die Architekten und ihre Entwürfe im herrschenden, politischen Klima für bedeutungslos erklärt. Die Akademie blieb zwar in Benutzung, doch der Bau konnte nicht abgeschlossen werden. 40 Jahre später versuchte Castro seine Kehrtwende zu revidieren und lud die Architekten erneut ein, ihre Arbeit am Instituto Superior de Arte zu vollenden.

Teil der aktuellen Ausstellung »Übersee« ist die Installation »Possible Utopia« (2017) des Künstlers und ISA-Absolventen Felipe Dulzaides. Seine Arbeit versammelt mehr als zehn der Neuentwürfe und Weiterentwicklungen von Roberto Gottardi zur Vollendung der Theaterschule des ISA, die der italienische Architekt seit der Wiedereinladung Fidel Castros im Jahr 1999 in unermüdlicher Konzentration entwarf. Neben den unrealisierten Entwürfen zeigt die Installation eine ausführliche, filmische Dokumentation der Gespräche zwischen dem Künstler und dem Architekten. Dulzaides wird auch in der Dokumentation »Unfinished Spaces« interviewt.

ENGLISH

Screening of the documentary »Unfinished Spaces« (2011, 86 min, Spanish and English) directed by Alysa Nahmias and Benjamin Murray (US)

English Cuba’s ambitious project of the Instituto Superior de Arte (ISA) was designed by the three architects Roberto Gottardi, Ricardo Porro and Vittorio Garratti in the wake of Fidel Castro’s Revolution. Neglected and nearly forgotten, the art academy got ultimately rediscovered as a visionary architectural masterpiece. The documentary »Unfinished Spaces«, directed by Alysa Nahmias and Benjamin Murry, features interviews with the architects and other involved parties as well as intimated footage of Fidel Castro. The film shows the struggles and passion of all participants to create an internationally competitive showcase for art in Havana.

In 1961, three young, visionary architects were commissioned by Fidel Castro and Che Guevara to create Cuba’s Instituto Superior de Arte on the grounds of the most exclusive former golf club in Havana, Cuba. Their radical design »could be considered as one of the few attempts in Cuban history to develop an architecture that did not responded to colonial or foreign ideological influences« (Felipe Dulzaides and Antonio Eligio »Tonel«). The construction of the five building ensembles for Modern Dance, Ballet, Music, Theatre and Plastic Arts began immediately so that the first classes soon moved in meanwhile. But as the dream of the Revolution quickly became a reality, the construction was abruptly halted and the architects and their designs were deemed irrelevant in the prevailing political climate. Although the schools are still in use, the buildings remain unfinished and decaying. Forty years later Castro has tried to revise his turn and reinvited the architects to finish the Instituto Superior de Arte.

Our current exhibition »Overseas« features the installation »Possible Utopia« (2017) by the artists and former attendee of the ISA Felipe Dulzaides. His work brings together more than ten drafts and reconsidered designs which the Italian architect Roberto Gottardi developed since Castro’s invitation in 1999 tirelessly to finalize the theatre department of the ISA. Besides, the installation showcases a detailed and cinematic documentary of the conversations between the artist and the architect. The artist Felipe Dulzaides got also interviewed for the documentary »Unfinished Spaces«.

Weitere Informationen unter / Further information under www.unfinishedspaces.com