TIME TO SING A NEW SONG

Zur Situation von Künstlern in der Türkei und ihre Reaktionen

Do, 17. Oktober 2019, 19 Uhr

Diskussion mit Işıl Eğrikavuk (Künstlerin) und Erden Kosova (Kurator)

Obwohl Recep Tayyip Erdogan bereits seit zwei Jahrzehnten der mächtigste Mann in der Türkei ist, hat er vor allem in den vergangenen Jahren seine Position als Alleinherrschender in fast allen gesellschaftlichen Bereichen ausgebaut. Nach dem Putschversuch von 2016 wurden zahllose Menschen, Oppositionelle, Journalisten/-innen und Akademiker/-innen verhaftet. Dabei standen Kunst und Kultur nicht im Fokus. Doch bereits nach den kreativen und facettenreichen Protesten rund um den Gezi-Park in Istanbul sagte er der jungen, international vernetzten Kunstszene den Kampf an. Es gibt zahlreiche Fälle von Einflussnahmen durch die Behörden, Absagen von Ausstellungen bis zu Verhaftungen von Vertretern/-innen der Kulturszene. Seit 2017 sitzt u.a. der türkische Unternehmer und Kulturförderer Osman Kavala in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen die Proteste um den Gezi-Park organisiert zu haben. Darüber hinaus gibt es auch ein gesellschaftliches Klima, das sich zunehmend feindlich gegenüber der Kunst verhält, die sich vermeintlich nicht an nationalen und religiösen Werten orientiert. 

In der Ausstellung der HALLE 14 »Die Enden der Freiheit« (bis 7. Dezember 2019) ist die Künstlerin Işıl Eğrikavuk vertreten. 2016 wurde ihre öffentliche Videoarbeit »Time to Sing a New Song«, die humorvoll einen feministischen Blick auf Religion einfordert, nach wenigen Tagen von den Behörden abgeschaltet. Im Gespräch mit dem in Istanbul und Berlin lebenden Kunstkritiker Erden Kosova beleuchtete sie die aktuelle Situation der Kunstszene in der Türkei und lotete die Spielräume für Gegenstrategien aus, die der Kunst derzeit bleiben.

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