Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung "Xtreme Houses"
Donnerstag, 30.09.2004
Die Nieskyer Behelfsheime
Vortrag von Jan und Kai Wenzel
In Niesky hat sich eine Siedlung von Behelfsheimen für Ausgebombte erhalten, die im Sommer 1944 errichtet und bis in die 1990er Jahre genutzt wurde. Die an Gartenlauben erinnernden Hütten waren von dem 1943 gegründeten Deutschen Wohnungshilfswerk (DWH) als Reichseinheitstyp 001 entwickelt worden und sollten in verschiedenen Baumaterialien als Großserienprodukt millionenfach hergestellt werden. Ratgeber des DWH gaben Hinweise, wie man sein Behelfsheim einrichten und wie man es nach dem Krieg nutzen könne. Auf einer Grundfläche von ca. 20 m2 erhielt man sein Behelfsheim mit einer notdürftigen Ausstattung (Normmöbel, zwei Glühlampen, zwei Steckdosen, Trockenklo, Kühlgrube vor der Eingangstür, ein Ofen) kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Behelfsheime in Niesky wurden als Mustersiedlung von dem Unternehmen Christoph & Unmack AG auf einem betriebseigenen Gelände errichtet, wobei man sich bei der speziellen Dachgestaltung tatsächlich an einem Gartenlaubenmodell der Vorkriegszeit orientierte. Vermutlich dienten diese Hütten als Unterkunft für Arbeiter der kriegsbedingt nach Niesky verlagerten Betriebe. Seit 1990 gehört das Areal der TLG, die die Siedlung räumen und einzäunen ließ.
Donnerstag, 21.10.2004
Low-budget buildings
Vortrag von Courtenay Smith und Sean Topham
Die beiden Autoren des Buches Xtreme Houses stellten Häuser von Architektinnen, Künstlerinnen und Individualistinnen vor, die ambitioniert mit verschiedensten, im normalen Hausbau durchaus unüblichen Materialien und niedrigem Budget, aber mit hohen ideellen und ästhetischen Ansprüchen entstanden sind.
Donnerstag, 04.11.2004
Über Prototypen und Landschaften
Doppelvortrag und Gespräch mit Stefan Rettich (L21) und Eik Kammerl
(exilhäuser architekten)
Stefan Rettich (L21), Leipzig: Schon der Garten Eden zeigt, welche Kraft und Inspirationsquelle in der Vorstellung von Landschaften liegt. Immer wieder werden Landschaften oder Bilder von Landschaften als Projektionsfläche für gesellschaftliche Utopien herangezogen. Der Vortrag ergänzt das Ausstellungsprojekt X-qm-D von L21 und folgt der mythischen Spur von Landschaft und Utopie durch verschiedene Disziplinen und Genres.
Eik Kammerl (exilhäuser architekten), München: exilhäuser architekten stellen team 444 und Visionen von Prototypen und Minimalhäusern aus ihrer eigenen Arbeit vor. Zu ihnen zählen die so genannten Selbsterfahrungsmodelle sem, das Niedrigenergiefertighaus Haus_O, das Minimalgebäude Zusatzraum und die Rauminstallation Don’t be afraid. Der Vortrag handelt– mit leicht ironischem Ansatz– vom Schrumpfen und Wiederverwenden eigener Arbeiten.