Zur Vorgeschichte
Der Industriebau aus der Gründerzeit ist eine von vier großen Produktionshallen für Baumwollgarne auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei im Leipziger Westen, die 1909 die größte ihrer Art Kontinentaleuropas war. Zwischen 1890 und 1891 wurde die Halle 14 als III. Spinnerei von der damaligen Baumwollspinnerei-Aktiengesellschaft erbaut.
Aus der Chronik des VEB Leipziger Baumwollspinnerei, geschrieben 1953 von Gustav Beck:
„Während nun bisher bei einem Jahresbedarf von 12.000 Ballen nur amerikanische und ostindische Baumwolle und Abfälle versponnen worden waren, wollte man nun doch, entgegen der ursprünglichen Einstellung von Direktor Morf, an die Herstellung hochwertig gekämmter Garne in feinen Nummern herangehen und so wurde schon im Jahre 1889 der Bau der III. Spinnerei beschlossen, in welche 76.500 Spindeln und eine große Anzahl Kämmmaschinen zur Aufstellung kommen sollten. Für eine solche Erweiterung reichte nun das vorhandene Eigenkapital von 1 ½ Millionen Mark nicht mehr aus. Es wurde deshalb jetzt die ja von Anfang an geplante Erhöhung des Aktienkapitals von 1 ½ Millionen auf 3 Millionen Mark durchgeführt. Diese neunen 1 ½ Millionen Mark wurden mit 130 % begeben, das Aufgeld (also 30 % von 1 ½ Millionen Mark = Mk. 450.000,-), dem Reservefonds zugeführt. Außerdem wurde noch eine Obligationsanleihe von 1 ½ Millionen Mark, verzinsbar zu 4 ½ %, aufgenommen.
1890 wurde mit dem Bau begonnen, 1891 kam die III. Spinnerei schon in Gang. Nun bekam diese den Namen „Neubau“, die II. den Namen „Mittelbau“ und die I. den Namen „Altbau“. Im Maschinenhaus kam wieder eine Dampfmaschine von Gebr. Sulzer, Winterthur, mit 1400 PS zur Aufstellung. Als technischer Leiter dieser Feinspinnerei wurde ein Schweizer, Ing. Caspar Schuler aus Clarus, berufen.
Die neuen gekämmten Leipziger Makogarne, die bis 100er und darüber hinaus gesponnnen wurden, waren bald überall bekannt und erfreuten sich größter Beliebtheit. Die Leipziger Baumwollspinnerei hatte sich damit das Prädikat einer Qualitätsspinnerei erobert. Eine Voraussage von Direktor Morf sollte aber nun doch in Erfüllung gehen. Die ausländische Konkurrenz in diesen Feingarnen machte der Leipziger Baumwollspinnerei das Leben schwer und es gab, infolge des gänzlich ungenügenden Zollschutzes für diese Garne, schwere Kämpfe, namentlich mit englischen und schweizer Spinnereien, zu bestehen.
Trotzdem entwickelte sich aber die Leipziger Baumwollspinnerei auch finanziell günstig weiter, zumal die erzielten Überschüsse in erster Linie dazu verwendet wurden, das Werk immer weiter ausbauen und starke Abschreibungen auf die Anlage vorzunehmen.“ (S. 17-19)
Die Spinnerei produzierte vom Kaiserreich durch Weimarer Republik und Nationalsozialismus bis zum Ende der DDR. Nach der Einstellung der Produktion nach 100 Jahren deutscher Geschichte im Jahr 1992 stand die Halle als vergessene Kapsel des Industriezeitalters über 10 Jahre leer.
Mehr Informationen zur Geschichte der Leipziger Baumwollspinnerei unter www.spinnerei.de